Und so fliegen sie, die Tage und hinterlassen einen
farbenfrohen Nachgeschmack. So viel ist passiert in den letzten Tagen. Und das
muss nun endlich niedergeschrieben werden, bevor alles sich noch mehr in einem
Meer von Farben, Getrommelklängen und neuen Gesichtern vermischt.
Am Sonntag hatte ich meinen ersten Schultag. Dafür sind wir
schon früh aufgestanden und dann hat mich nach dem Frühstück ein Fahrer mit dem
Auto nach Panauti gebracht, wo ich zunächst allen Lehrern vorgestellt und
begrüßt wurde. Es war sehr aufregend, aber im Grunde gab es noch nicht viel zu
tun. Hier finden die nächsten 2 Wochen Examen statt, weshalb meine Arbeit nur
aus Blätter stempeln, falten und Aufsicht geben, besteht. Rajan, einer der
Lehrer, führte mich in der Schule rum und zeigte mir alles, auch wenn wir damit
relativ schnell fertig waren - so groß ist die Schule wirklich nicht ;). Ich
war anfangs leicht geschockt, unter welchen einfachen Bedingungen die Schüler
hier lernen müssen. Der Strom fällt hier oft aus, weshalb das Licht in den
Klassenzimmer sehr schlecht ist, einfache Holzbänke in winzigen Klassenzimmern,
auf denen sich zum Teil 3 Schüler quetschen und versuchen mit ihren einfachen,
kleinen Bleistiften die Aufgaben zu lösen. Und die Toiletten…Eigentlich will
ich wirklich nicht so sehr darüber schreiben, nur so viel: Man muss schon
wirklich ein seehhr dringendes Bedürfnis und kein Geruchsorgan mehr haben, um
sich auf diese Löcher im Boden ohne Spülung zu trauen. Abends wurde ich dann
vom Schulleiter Laxmi Sir zum Dal Bhat Essen eingeladen. Vorher zeigte mir
seine Tochter Samna aber noch Panauti.
Am Montag ging ich
nach der Schule mit Samna einkaufen, um alles für mein erstes Dal Bhat kochen
zu besorgen. Sie zeigte mir die einzelnen Schritte vom Kochen, aber es waren so
viele, dass ich sie mir eher nicht so wirklich merken konnte…;) Es ist auf
jeden Fall nicht so einfach, wie ich gedacht hatte.
Am nächsten Tag wurde ich von einem Lehrer nach der Schule
nach Dhulikhel eingeladen. Allein die Fahrt hinten auf seinem Motorrad, über
wörtlich Stock und Stein, war eigentlich schon aufregend genug. Angekommen,
zeigte er mir seinen Ort und die vielen Tempel.
Und auch am nächsten Tag sollte ich aus dem Staunen nicht
mehr rauskommen. Ich stand um halb 6 auf, um mit ihm den „Way of 1000
steps“ zur großen Buddha Statue und zum
Tempel zu gehen. Von dort oben sollte man einen gigantischen Blick haben,
leider hab ich hier, was das angeht, weniger Glück. Es war mal wieder zu bewölkt,
um ins Tal runterblicken zu können. Dann Abstieg, Frühstück und den Segen
bekommen. Es war nämlich Gayzatra, ein Feiertag hier, weshalb ich auch nicht
zur Schule musste. Bei diesem Segen bekommt man unter Gebeten Schnüre in
verschiedenen Farben um das Handgelenk gebunden und auf die Stirn ein roten
Punkt gemalt, als Zeichen für Gottes Segen. Der Tag wird hier mit viel Musik,
Essen und Trinken gefeiert. Aber viel Zeit mich damit aufzuhalten hatte ich
nicht, ich wurde wieder nach Panauti gefahren um schnell meine Sachen zu packen
und dann gings auf nach Bhaktapur zu Rabindra. Er hatte mich für dieses Fest
wieder zu sich eingeladen. Nachmittags fuhren wir mit seinem Neffen nach
Kathmandu zu einem neplesischen Konzert. Das war wirklich einer der schönsten
Dinge, die ich bisher hier erleben konnte. Umgeben von Affen,
Weihrauchschlieren und der einbrechenden Dämmerung in einem Hof von einem
Tempel konnte ich mich den nepalesichen Trommelklängen und Gesängen hingeben.
Ich wurde von der magischen Stimmung an diesem Abend wirklich berührt. Irgendwie
wie 1001 Nacht. Nach dem Konzert zeigte Rabindra noch die Verbrennungsstationen
in Kathmandu. Das war nicht weniger besonders. Unter Feuerwirbeln und Gesängen
führten die Menschen ihr Abendgebet auf um den Verstorbenen, der hier verbrannt
wurde, die letzte Ehre auf den Weg in den Himmel zu geben. Rabindra erklärte
mir, dass es hier von der Verbrennungsstation in Kathmandu direkt in den Himmel
gehen soll, weshalb die Menschen aus ganz Nepal hier verbrannt werden wollen.
So. Jetzt aber zum Höhepunkt dieser Woche, der Donnerstag J. Das Totenfest (dessen
neplesischen Namen ich leider vergessen habe) dauerte den ganzen Tag. Schon der
Morgen begann mit Farben, Menschen, Musik und Umzugswagen. Von Rabindras Haus
konnte man das Treiben auf Bhaktapurs Straßen gut beobachten. Die Art „Sänften“
oder Wägen waren mit einem Foto des Verstorbenen der Familie, Girlanden,
Hörnern und Kuhhaar geschmückt. Alle zeigten die Form einer Kuh, egal ob aus
Stroh, Bast oder Holz und auch echte Kühe waren in dem Gedränge zu sehen. Dazwischen
tanzten die Kinder zum Rhythmus der Trommeln und schlugen mit Stöcken zum Takt
dazu. Die Dynamik und die Energie auf den Straßen war wirklich greifbar. Nach
diesem Ritual erscheint der Legende nach auf dem Weg zum Himmel dann eine Kuh,
die das verstorbene Familienmitglied über den Fluss zum Himmel bringt.
Abends im Bett drehten sich noch meine Gedanken um die
ganzen neuen Eindrücke der letzten Tage. Nepal ist wirklich ein Land voller
Facetten und ich bin sehr froh dies alles zu erleben.
Namaste.
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